Liebe Newsletter Leser:in!
DIESEN Newsletter hatten wir eigentlich an die ZEIT geschickt, in der Hoffnung von Christoph Amend in seiner „Was-für-ein-Morgen-Corona-Edition“ veröffentlicht zu werden. Um dadurch unzählige neue Fans von MEINE WUNDERKAMMERN zu generieren. Jetzt wurde die Sondernewsletterreihe eingestellt und JAAAA, wir müssen zugeben, auch uns ist die Luft zwischendrin ausgegangen. Der Corona-Modus ermüdet. Aber jetzt haben wir gedacht, warum nicht euch diesen Newsletter senden? Es gibt zugegebenermaßen ein paar Dopplungen mit schon behandelten Themen. Aber trotzdem kann man Susanne Kim, unsere Regisseurin, ein wenig besser kennenlernen. Nach dem Motto: ich zeige dir, was du liest, guckst und isst und ich sage dir, wer du bist. Also dann: Unser Kinderdokumentarfilm- und VR-Projekt MEINE WUNDERKAMMERN ist nach einer ziemlich zähen Lockdown-Postproduktion nun fast fertig, nur in den virtuellen Kammern wird gerade noch der Sound getunt. Mein Name ist Susanne Kim und ich bin Filmemacherin, in Dresden geboren und lebe in Leipzig. Heute möchte ich Euch meine Kulturtipps vorstellen, inspiriert auch von den vielen tollen Menschen, die mit an MEINE WUNDERKAMMERN gebaut haben.Es geht in MEINE WUNDERKAMMERN ganz kurz gesagt darum, dass Kinder einen Ort finden, an dem sie ganz sie selbst sein können, eine Art Insel der Kinder. Unterwegs finden sich neue Planeten, Löwenzungenkämpfe, Erinnerungen an eine Flucht und blauglänzende Käfer. Und sie nehmen andere Kinder mit auf die Reise dorthin.
Ich bin gerade vor allem traurig, dass Roya, Wisdom, Joline und Elias und die anderen Kinder, die ihre Musik selbst geschrieben, Requisiten gebaut, ihre Ideen, Gedanken und Träume geteilt haben, noch nicht gemeinsam im Kino sitzen konnten, um ihren Film zu sehen. Alle bisherigen Festivals: Online!
Meine Hoffnungen auf eine richtige Premierenfeier im Juni haben sich auch zerstreut. Da werden wir gleich doppelt ONLINE im Wettbewerb beim „Goldenen Spatz“ laufen: der Film in der Sektion „Dokumentation, Information und Dokumentarfilm“ und die VR im Wettbewerb DIGITAL. Wem das nichts sagt: Gegründet 1979 als „Nationales Festival ‚Goldener Spatz‘ für Kinderfilme der DDR in Kino und Fernsehen“ ist es eines der ältesten und renommiertesten Kinderfilmfestivals in Deutschland.
Das sind übrigens „unsere“ Kinder auf dem Kalimandscharo. Hier haben wir den Planeten von Elias gedreht, auf dem er nach eigener Aussage meist lebt. Dort gibt es Meerschweinchen, Katzenmenschen und Rose, seine nerdige Sprachbox. Allen, die sich auch mal außerirdisch fühlen möchten, sei eine Tour mit dem Bergmannsverein Zielitz empfohlen. Nach ungefähr drei Stunden Aufstieg durch die surrealen Landschaften des Kalibergwerkes bietet sich ein imposanter Blick auf Wäldermeer. Hier kann man buchen.
Und das bin ich zusammen mit Wisdom während unseres Drehs in den Magdeburger Elbauen im Sommer 2019 – es kommt mir mittlerweile vor, wie aus einer ganz fernen Zeit.
Ich habe ein Faible für toll gestaltete Bücher und lese auch deshalb gerade immer wieder in DAS JAHR 1990 FREILEGEN, editiert von Jan Wenzel hinein, erschienen bei Spector Books. Denn diese Collage aus Interviews, Protokollen, Zeitungsartikeln, Werbung, Geschichten von Alexander Kluge und erstmalig veröffentlichten Fotos von z.B Ute Mahler und Christiane Eisler, kommt für mich dem sehr nahe, wie man eigentlich Geschichte darstellen muss: als zusammengesetzte Momentaufnahmen, in denen der Zeitgeist fühlbar wird. Das macht dieses Buch! Anders als die regelmäßig zum Tag der Wiedervereinigung ausgestrahlten Sondersendungen, die das immer gleiche Bildmaterial und die Best-of Szenen der „Wende“ abspulen.
Außerdem habe ich das Magazin „Von Hundert“ für mich entdeckt, in dem ganz lyrisch über die Verquickung von Kunst und Gesellschaft geschrieben wird. Besonders toll fand ich Somewhere over the Rainbow. Balancieren zwischen Hito Steyerl, H&M, Anne Imhof und Balenciaga von Barbara Buchmaier und Christine Woditschka.
Ich koche gerade oft Royas Familienrezept einer persischen Linsensuppe nach. Es geht ganz schnell und schmeckt super. Perfekt in Corona-Homeschool-Times. Vor mittlerweile schon sechs Jahren ist Roya mit ihrer Familie aus dem Iran nach Deutschland geflüchtet und es ist ihr sehr wichtig, dass andere Kinder verstehen, wie schwer es ist, in einem neuen Land Fuß zu fassen. Gegen Heimweh hilft Kochen, sagt Roya. Das Rezept findet ihr hier. Ich habe aber auch oft Sehnsucht nach koreanischem Essen. Denn mein Mann kommt aus Südkorea und er kann ziemlich gut kochen. Da er gerade in Korea weilt, muss ich selber ran und koche manchmal Muscheln mit Reisnudeln.
Joline möchte „Kriminalfilmregisseurin“ werden und sie liebt Miss Marple, vor allem aber die britische Schauspielerin Margaret Rutherford. So habe auch ich sie wiederentdeckt und finde: Miss Marple for Role Model! Denn Rutherford interpretiert die von Agatha Christie ursprünglich als feine zerbrechliche Dame angelegte Hobbydetektivin auf angenehm schrullige und handfeste Art, fulminante Tränensäcke inklusive.
Auch sollte wer kann, unbedingt „Sami, Joe und ich“ sehen, den „unsere“ Editorin Marion Tuor geschnitten hat und der online auf dem Max Ophüls Festival lief und jetzt gerade in den Schweizer Kinos kommt – ein visuell schöner, warmer, echter Film über die Freundschaft dreier Mädchen, die gerade erwachsen werden.
Ich sehe mir auch immer wieder Leila Akinyis Musikvideos an, weil sie so voller Energie sind. Und die können wir alle ja gerade gut gebrauchen. Leila war auch bei unserem Filmdreh dabei, denn Wisdom hatte sie sich als Musikcoach gewünscht. Und sie kam tatsächlich und hat uns alle umgehauen mit ihrer Power und Warmherzigkeit!
Spontanität, Humor und Schnelligkeit liegen in jedem Strich von Franziska Junges großartigen Zeichnungen, die sie für unsere WUNDERKAMMERN haufen-, oder besser ordnerweiße angefertigt hat. Gerade jetzt bringt sie mich immer wieder mit ihren Minianimationen, die sie auch auf ihrem Insta-Account teilt, zum Lachen. Außerdem Kiki, unsere Katze, vor allem wenn sie dasitzt wie die kleine Angela Merkel. Apropos Merkel, Antonia von Romatowski ist auch sehr sehr lustig als Kanzlerin. Und ihr werdet es nicht glauben – auch sie sind bei uns im Film dabei: Angela und Antonia. Oder besser Antonia als Angela.
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